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Das Auge entscheidet in Windeseile

Worauf in der Krisenkommunikation zu achten ist.

Es kann die rhetorisch gewandteste Person vor der Kamera stehen: Wenn Kleidung oder Umgebung nicht passen, verpufft die Aussage. Simon Kopp hat das an der Carelink-Fachtagung aufgezeigt. Der erfahrene Medientrainer, Medienberater und Mediensprecher hat den Teilnehmenden drastisch vor Augen geführt, worauf sie achten müssen, damit die Krisenkommunikation nicht selber zur Krise wird.

Zum Fürchten ist das: Der einstige deutsche Aussenminister Sigmar Gabriel stellt sich fürs Interview vor eine Statue, die sich mit der Hand gleich schon mal die Augen bedeckt. Müsste bereits vor dem Interview auffallen: Sigmar Gabriel steht an einem denkbar schlechten Ort. Seine Aussagen, so wichtig sie sein mögen, werden nicht mehr wahrgenommen werden. Ein krasses Einzelbeispiel? Simon Kopp hat eine ganze Reihe. Sie illustriert eines: Das Drumherum darf den Inhalt nicht zunichtemachen. «Sonst hört niemand mehr zu», sagt er – und kommt auf die Krisenkommunikation zu sprechen: «Auch die beste Krisenkommunikation nützt nichts, wenn umgekehrt wohl das Setting stimmt, aber die falsche Person vor die Medien tritt.» Glaubwürdigkeit ist das Gebot der Stunde.

 

Sie kamen gleich zu Dutzenden

«Wenn Sie nicht oder nicht adäquat kommunizieren, wird über Sie kommuniziert», so Simon Kopp. «Die Medien sind heute schneller, als wir sie bedienen können.» Er nennt den Amoklauf von Menznau: Vor rund fünf Jahren brachte dort ein Schütze vier Personen in einem Holz verarbeitenden Unternehmen ums Leben. Simon Kopp trat in seiner Funktion als Mediensprecher der Luzerner Polizei in Aktion: «Eine Stunde nach der Tat hatten wir 32 Medienleute vor Ort, anderthalb Stunden danach waren acht Übertragungswagen da. Wie gehen Sie damit um, wenn Sie von den Medien überrollt werden?»

 

«Sie müssen immer reden.»

Simon Kopp berief eine Medienkonferenz in einem nahe gelegenen Pfarreiheim ein. 147 Medienleute kamen – und er brachte sie damit weg vom Ort des Geschehens. Fazit: «Je besser die Medien arbeiten können, umso stärker der Eindruck Ihrer Professionalität.» Und: «Sie müssen immer mit den Medien reden – auch nach einer Medienkonferenz. Sie müssen selbst dann reden, wenn Sie nichts Neues oder nicht viel Neues zu sagen haben. Geschwindigkeit ist wichtiger als Vollständigkeit. Wenn Sie nicht reden, fragen die Medien andere, und Sie können nicht mehr agieren, nur noch reagieren.»

 

Die vier W-Fragen

Vier Schlüsselfragen sind es, die fürs Erste einer Antwort bedürfen: Was ist passiert? Wieso konnte es passieren, und wie ist es passiert? Wer ist schuld, wer betroffen? Welches sind die Konsequenzen? Diese vier W-Fragen und die Antworten darauf sind essenziell. Sie sind die Grundlage, auf der sich die weiteren Erkenntnisse und Auskünfte entwickeln. Simon Kopp: «Die Folgen des Ereignisses haben eine Handlung, mit der Sie die natürliche Neugier der Medien und der Öffentlichkeit befriedigen können.»

 

Hilfreiche Checklisten

Simon Kopp hat kurze, knappe und entsprechend hilfreiche Checklisten verfasst: für die Krisenkommunikation generell, für Medienanfragen und für Medienkonferenzen. Die Teilnehmenden an der Carelink-Fachtagung griffen gerne danach. Selbst ein gewiefter Profi ist froh, seine eigene Vorgehensweise mit anderen abzugleichen. Er weiss, wie ihm eine Checkliste unter die Arme greifen kann – gerade im Not- und Krisenfall, wenn es zu Beginn vielleicht drunter- und drübergeht.

Und wo berühren sich nun die Krisenkommunikation und die Betreuung der Betroffenen durch Carelink? Beide orientieren sich stets an Fakten und nie an Spekulationen. Beide beschönigen oder vertuschen nichts. Simon Kopp: «Carelink kann die Krisenkommunikation unterstützen.»

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