Carelink hat den Grosseinsatz trainiert.

Jetzt wird die Übung ausgewertet: Es geht immer ums Optimieren.

Passiert nicht alle Tage und kann doch in keiner Sekunde ausgeschlossen werden: ein Unfall mit mehr als 100 Betroffenen, ein Terrorakt, eine Brandkatastrophe. Carelink hat den Ernstfall eines Grossereignisses trainiert – mit rund 60 Freiwilligen und mit 35 Figurantinnen und Figuranten. Acht Fachleute haben die mehrstündige Übung am Flughafen Zürich mit Blick auf Optimierung verfolgt.

Martin Platzer ist äusserlich ruhig, innerlich aufgewühlt: Er sucht seine Ehefrau Gundula. Martin Platzer ist ein Figurant, seine Ehefrau fingiert. Wie jede Person im Team der Figurantinnen und Figuranten hat er eine spezifische Rolle erhalten. Seine Frau wollte ans Rote Meer, nach Hurghada. Das Flugzeug, in dem sie gemäss fingiertem Szenario mit 119 weiteren Passagieren sass, geriet beim Start in Brand und kam am Pistenende zum Stillstand. Wo ist Gundula jetzt? Lebt sie noch?

Danilo Segreto ist äusserlich locker, innerlich hochkonzentriert: Er leitet den Einsatz des gesamten, rund 60-köpfigen Teams. Die Führungsstruktur steht sehr schnell, die Absprache mit und unter den Teamleaders funktioniert. In den regelmässigen, knapp gehaltenen Führungsrapporten müssen die Teamleaders und er auf neue Entwicklungen reagieren: Gäste auf der Aussichtsterrasse haben alles mitangesehen. Sie müssen – wie bereits Martin Platzer und die Angehörigen der Passagiere – betreut werden. Zudem: Ein Boulevardblatt meldet 20 Tote. Stimmt nicht, Falschnachricht. Tote sind keine zu beklagen, die Verletzten sind in umliegende Spitäler gebracht worden.

Die Teamleaders geben die Informationen weiter. Die Caregivers und die notfallpsychologisch geschulten Fachleute halten die Betroffenen behutsam auf dem Laufenden – oder müssen sie hinhalten, wenn es nichts Neues gibt. Viele Betroffene reagieren ungehalten – wie im realen Fall. Fake News und Social Media giessen Öl ins Feuer – erst recht in langen nachrichtenlosen Phasen, auch diese sehr realistisch. Hier die richtigen Worte zu finden und Aggressivität auszuhalten: herausfordernd für alle Betreuenden. Eine Herausforderung auch der Informationsfluss an sich: Was wird wie an die Betroffenen weitergegeben? Die Frage taucht in jeder Übung, jedem Ernstfall auf.

Acht teils externe Fachleute beobachten sämtliche Aspekte und Aktionen der Übung. Das Callcenter am Carelink-Hauptsitz in Glattbrugg, an das sich Betroffene ebenfalls wenden können, ist innerhalb von lediglich 20 Minuten technisch und personell funktionstüchtig. Im Backoffice, das am Flughafen Zürich eingerichtet worden ist, werden die Daten der Betroffenen im Informations- und Einsatzsystem IES des Koordinierten Sanitätsdienstes KSD erfasst. Im Ernstfall fliessen dank IES die Informationen zwischen Blaulichtorganisationen und Carelink: Technik unterstützt effizient menschliche Hilfe.

Übungsende nach einem für alle anspruchsvollen Vormittag. Erstes Feedback eines Figuranten: „Ich habe mich gut betreut gefühlt.“ Erster Kommentar eines Caregivers: „Ich würde einen Grosseinsatz gerne öfter trainieren.“ Die Auswertung der Grossübung wird bedeutend länger dauern als diese selbst. Carelink-Geschäftsleiter Walter Kälin hat das Training vorbereitet: „Es geht uns ja immer ums Optimieren.“

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Tausend Mann und ein Befehl

Klemens Reindl und Heiner Brunner über die wohl schwierigste Rettungsaktion ihres Lebens.

Was ist von einem Notruf zu halten, der 13 Stunden nach einem Unglück eintrifft? Das fragten sich Klemens Reindl und Heiner Brunner auch – damals, am Pfingstsonntag 2014. Elf Tage und zehn Stunden später war der Höhlenforscher Johann Westhauser aus der Riesending-Höhle, der tiefsten und längsten Höhle Deutschlands, gerettet. Sein Kollege, der den Alarm auslöste, hatte für Auf- und Ausstieg 13 Stunden gebraucht. Und Klemens Reindl und Heiner Brunner von der Bergwacht Bayern brauchten Höhlenretter aus fünf Nationen, um Johann Westhauser herauszuholen. An der Carelink-Fachtagung gaben sie ihre Erfahrungen weiter.

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