Wie geht ein Careteam bei einem Notfall vor?
Schnell vor Ort zu sein, ist das eine – den Betroffenen rasch ein Verständnis der Situation zu ermöglichen, das andere. Regula Lanz, bei Carelink als Notfallpsychologin verantwortlich für die Aus- und Weiterbildung, hat für Penso, die Zeitschrift für HR, Sozialversicherungen und Personalvorsorge, die Arbeitsweise von Careteams erklärt. Hier eine Zusammenfassung.
Wird in den Medien über einen schweren Unfall berichtet, dann häufig mit dem Zusatz, dass ein Careteam im Einsatz stehe. Doch wie geht ein Careteam vor, wenn es auf ein aussergewöhnliches Ereignis trifft?
Unmittelbarkeit oder zeitliche Nähe sind ebenso wichtig wie eine professionelle Organisation. Aus diesem Grund haben grössere Unternehmen wie die SBB oder Fluggesellschaften selbst Mitarbeitende ausgebildet, um bei einem Notfall Unterstützung leisten zu können. Die meisten Firmen greifen im Bedarfsfall jedoch auf professionelle Organisationen wie z. B. Carelink zurück. «Care» ist dabei Teil eines umfassenden Krisen- und Notfallplans.
Mögliche Notfallsituationen in Unternehmen sind Unfälle, Überfälle oder Suizide. Diese Ereignisse erschüttern die betroffenen Menschen ebenso wie medienwirksame Massenkarambolagen, Terroranschläge oder ein Flugzeugabsturz, wie Regula Lanz erklärt.
Der Auftrag an das Careteam, ob Klein- oder Grossereignis, ist grundsätzlich der gleiche. Auf eine Analyse vor Ort folgen die Empfehlungen zur Unterstützung, die mit den Auftraggebenden abgestimmt werden. Erstes Ziel ist die Entlastung und Wiederherstellung der Handlungsfähigkeit der Betroffenen. Die Herausforderung besteht darin, dass Menschen unter extremem Stress häufig völlig anders reagieren, als sie erwarten.
«Wir helfen dabei, wieder Struktur, Sicherheit und Ruhe zu finden», sagt Regula Lanz. Das bedeutet bei einem ausserordentlichen Vorfall, dass die Menschen eine Art roten Faden durch die Ereignisse finden – also ein Verständnis davon, was vorgefallen ist. Mit einem Gespräch über das Ereignis und dessen Ablauf kann die Erregung gemindert werden und die Verarbeitung Schritt für Schritt beginnen. «Die Menschen können sich beruhigen, indem sie über das Geschehene sprechen», erläutert Regula Lanz. Das Careteam unternimmt immer so viel wie nötig, um die Betroffenen zu ermächtigen, selbst entscheiden zu können.
Mittelfristig gilt es zu vermeiden, dass Menschen als Folge des Ereignisses posttraumatische Belastungsstörungen oder Ängste, Sucht und Depressionen entwickeln. Daher gibt es nach einer psychologischen Notfallbetreuung mindestens einen sogenannten Call-Back, einen Nachfolgekontakt. Wenn die Betroffenen über andauernde Probleme wie beispielsweise Schlafstörungen klagen, wird eine therapeutische Begleitung erforderlich, welche die Notfallpsychologie nicht leisten kann. Carelink unterstützt hier mit der Vermittlung von entsprechenden Kontakten.
Den ganzen Beitrag und praktische Take-Aways zum Einsatz von Careteams finden Sie in der Penso-Ausgabe 02/2023 und hier.