Vorbeugen ist besser als…

Gezielte Prävention kann Amokläufe verhindern.

Aus den USA und aus Deutschland treffen immer wieder Schreckensnachrichten über Amokläufe ein, und häufig sind Schulen betroffen. Carenews hat darüber mit Werner Benz, dem Kommunikationschef der Kantonspolizei Zürich, gesprochen: «Wir setzen auf Prävention.»

Dass Zürich als weitaus bevölkerungsstärkster Kanton der Schweiz bislang von Amokläufen verschont geblieben ist, schreibt Werner Benz in erster Linie der Prävention durch Polizei und Schule zu: «Wir arbeiten eng mit den Lehrkräften zusammen. Gezielte Vorbeugung – auch durch die Eltern – kann bestenfalls eine Amoktat verhindern.»

 

Auf spezifische Anzeichen achten

Die Grenze zwischen gesunder Wachsamkeit und übertriebenem Verdacht ist allerdings schmal. Werner Benz rät deshalb, auf spezifische Anzeichen zu achten, die möglicherweise auf die Planung eines Amoklaufs hinweisen könnten: Zeigt jemand ein übermässiges Interesse an Waffen, Gewalt und Krieg, sammelt Material über Amoktaten, trägt vielleicht gerne Tarnkleidung zur Schau und spricht auch über Suizid oder droht damit, so ist es sicher angebracht, mit den Fachleuten der Polizei Kontakt aufzunehmen. Diese bezeichnen solche potenziellen Anzeichen als «Leaking»: Sickert etwas schriftlich, mündlich, per SMS oder etwa via Internet durch und wird wie durch ein Leck publik, so braucht es das Fachwissen, etwa des Sicherheitsdienstes der Kantonspolizei Zürich.

 

Medien können zum Nachahmen animieren

Ein Amoklauf findet in den Medien meist grossen und starken Widerhall. Dazu kommt heute das Internet mit YouTube, Facebook und Twitter, das Amokläufe noch schneller und noch detaillierter «dokumentiert» als etwa das Fernsehen. «Diese breite Abdeckung, auch durch Social Media, kann andere zum Nachahmen animieren», erklärt Werner Benz – und verweist auf den so genannten Werther-Effekt: Dieser basiert auf der Annahme, dass Suizide, über welche die Medien ausführlich berichtet haben, die Suizidrate steigen lassen.

Umso wichtiger wird die Prävention: «Wir müssen mit der Tatsache umgehen, dass Informationen, bestätigte und unbestätigte, heute leichter verfügbar sind als noch vor wenigen Jahren.» Aufmerksamkeit im Vorfeld einer allfälligen Tat ist also gefragt. «Nachahmungseffekte haben leider kein Verfalldatum», so Werner Benz zum Schluss. Immerhin verebbe die Gefahr der Nachahmung nach einer gewissen Zeit.

 

Die Polizei ist vorbereitet

Auch das ist eine Tatsache: Trotz Prävention kann ein Amoklauf in der Schweiz nie vollends ausgeschlossen werden. Ein Amokläufer hat es darauf abgesehen, möglichst viele Menschen und schliesslich sich selber zu töten. Deshalb lässt er auch nicht mit sich verhandeln, was ihn von einem Geiselnehmer unterscheidet. Daraus leitet die Kantonspolizei Zürich – und nicht nur sie – die Devise ab, das Töten so schnell wie möglich zu stoppen. Auf jeden Fall gilt es, den Täter möglichst rasch handlungsunfähig zu machen, bzw. ihn «zu finden und zu binden». Dabei zählt jede Minute. Trainings bereiten spezielle Einsatztruppen, aber auch Streifenwagenpolizisten auf solche Einsätze vor.