Anrufen! Und sei es mitten in der Nacht.

Mitarbeitende des Roten Kreuzes haben eine Nummer zur Hand.

Wird allmählich Standard: Unternehmen und Organisationen kümmern sich aktiv um die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden. Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) geht beispielhaft voran. Wer für das SRK im Ausland arbeitet und Belastendes erlebt, kann anrufen. Zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Die Bilder und Begegnungen, denen Mitarbeitende in ihrer Tätigkeit im Ausland ausgesetzt sind, können belasten. Das wissen das SRK und im Speziellen Kurt Buntschu, der das SRK-Personalwesen leitet. Das SRK hat daher mit Carelink eine Vereinbarung getroffen. Sie enthält, quasi als Herzstück, eine 0848er Nummer, die aus dem Ausland problemlos erreicht werden kann. Kurt Buntschu: «Wer im Rahmen seiner oder ihrer Arbeit Belastendes gesehen oder erlebt hat, das allenfalls psychisch zusetzt, kann die Nummer wählen und sich durch Carelink professionell unterstützen und begleiten lassen. Wir betrachten das als wichtigen Dienst an unseren Mitarbeitenden, damit sie Traumata möglichst vermeiden und ihre Gesundheit wahren können.» Der Service umfasst telefonische Beratung und Begleitung, die sich auf mehrere Gespräche verteilen kann. Er ist für die anrufende Person kostenlos, und diese bleibt gegenüber dem SRK anonym.

«Wir organisieren umgehend»
Das SRK beschäftigt rund 30 Mitarbeitende dauerhaft im Ausland und zusätzlich pro Jahr bis zu 50 Mitarbeitende, die kürzere Einsätze in der Not- und Katastrophenhilfe leisten. Sie alle können die notfallpsychologische Unterstützung und die psychologische Krisenberatung in Anspruch nehmen. Bei oder nach besonderen Ereignissen im Inland können auch SRK-Mitarbeitende mit Arbeitsort Bern, Wabern und Altdorf auf Unterstützung zählen. Carelink bietet sie in den Sprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Englisch an. Nach entsprechender Anfrage ist auch Unterstützung und Begleitung in weiteren Sprachen möglich.

«Die anrufende Person kann sicher sein, dass immer jemand antwortet, ungeachtet der Uhrzeit, zu der sie die Nummer wählt», sagt Carelink-Geschäftsleiter Walter Kälin. «Wir organisieren umgehend, und sei es mitten in der Nacht, einen Notfallpsychologen oder eine Notfallpsychologin. Der zeitlich und inhaltlich unmittelbare Austausch mit einer Fachperson kann sehr entlasten», so Walter Kälin weiter. In den Gesprächen geht es darum, dass die belastete Person eigene Ressourcen aktiviert, um die Normalität von vorher wiederherzustellen und so Langzeitfolgen zu verringern oder gar zu verhindern.

Debriefing-Programm
Das SRK und Carelink haben gemeinsam auch ein Debriefing-Programm aufgesetzt und standardisiert: Carelink kontaktiert SRK-Mitarbeitende, die nach Nothilfe-Einsätzen in die Schweiz zurückgekehrt sind, rund eine Woche danach, um mit ihnen ein Einsatz-Nachgespräch zu führen. Delegierte, die aus Langzeit-Einsätzen zurückkehren, können ein freiwilliges psychologisches Debriefing durch Carelink beanspruchen.

Auch diese Einsatz-Nachgespräche haben zum Ziel, allfällige schwierige Erlebnisse während eines Einsatzes in das eigene Leben einzuordnen, damit es möglichst ungestört seinen Lauf nehmen kann.